Eine junge Frau betritt die Bühne. Was sie mit dem Publikum teilen wird, ist schlicht und ergreifend: Zeit. Im Gepäck hat sie ihre eigene Zeit in Form eines visuellen Tagebuchs und atemberaubenden Geschichten, verrückten Ideen und irrwitzigen Versuchen über die Zeit. Assoziativ verweben sich Text und Filmsequenzen. Mal tritt eine Überlegung über die Zeit in den Vordergrund, mal beherrscht der Film die ganze Bühne und trägt die Gedanken in Bildern weiter und in andere Sphären oder macht Platz für Neues. Ähnlich einer Seifenblase, die entsteht, sich in Bewegung setzt, durch die Luft treibt und jäh wieder verschwindet.
Während in ihrem filmischen Tagebuch die Zeit zurückgedreht, angehalten oder verlangsamt wird, verstreicht sie im Theater zwischen der Performerin und ihren Zuschauern unerbittlich. Was eben noch Zukunft war, gehört nun schon der Vergangenheit an.
Was macht die Zeit mit uns? Und wir mit ihr? Warum ist manchmal zu viel da und dann wieder zu wenig? Können wir etwas in ihr finden? Oder verlieren? Hält wahre Liebe ewig? Und wie lang ist das? Hat jeder seine eigene Zeit? Und wozu ist es jetzt zu spät?
von und mit
Sula Pferdt
Dauer
50 Minuten
Inszenierung
Joachim von der Heiden
Kostüm
Nina Hempel
PRESSESTIMMEN
Christina Gath | aKT | September 2013
Leben ohne Rücklauftaste
Im Bürgerhaus Stollwerck gibt Bühnen- und Filmkünstlerin Sula Pferdt von den monteuren keine einfachen Antworten auf komplexe Fragen zum Phänomen Zeit, sondern lädt mit Bildern und Geschichten Jugendliche und Erwachsene zum Nachdenken über die eigene Wahrnehmung ein.
Die junge Darstellerin im schlichten beigen Jumpsuit betritt die karge Spielfläche vor der großen Leinwand, schaut ruhig ins Publikum und seufzt. Sie hat sich eine große Aufgabe gestellt: Keinem geringerem Thema als der Zeit will sie ihr fünfzigminütiges Stück widmen. Der Titel, zu lesen in großen blauen Buchstaben auf der Leinwand, ist ein sehr treffendes Symbol: „play“ ist der Abspielknopf, der die zugeteilte Lebenszeit abspielt. Und so lautet auch die erste doppelbödige Frage der Performerin an das Publikum: „Wie viel Zeit habt ihr?“ play bedeutet aber auch Spielen und sich Ausprobieren in der Zeitspanne, die man hat.
Pferdt begegnet dem ebenso alltäglichen wie unbegreiflichen Phänomen Zeit in vielen weiteren Fragen. Das ist oft zum Schmunzeln, poetisch, absurd, im Kern knallhart philosophisch: „Zeit zerplatzt am Tod. Ist der Tod spitz?“ „Wohin geht die Zeit?“ „Wie kann man Zeit eigentlich aushalten?“ Dabei bleibt es den Zuschauern überlassen, sie für sich zu beantworten, sich von den Bilderwelten einnehmen zu lassen, die auf der Leinwand entstehen. Die sind oft voll von morbider Schönheit: Die zerklüftete Landschaft der Lebenslinien einer Hand, zwei Paar auf dem Fluss treibende Schuhe, ein verlassenes Puppenhaus, Murmeln auf mit abgeplatzter Farbe versehenem Grund assoziieren Begrenztheit und die Unausweichlichkeit der vergehenden Zeit.
Indem die Performance (inszeniert hat Theaterleiter Joachim von der Heiden) Stills und Kurilme, kleine Geschichten, Textfragmente, Musik und ausdrucksvolles Bühnenspiel zu einem komplexe Gebilde verwebt, umkreist sie die Zeitspanne eines ganzen Menschenlebens, das meist angenehm ruhig dahinfließt, wie die Zeit selbst. In die Rolle eines Kindes geschlüpft, spürt Pferdt nach, wie unendlich langsam Zeit vergehen kann (bis zum nächsten Geburtstag, bis zum Ziel einer Urlaubsreise), erträumt die Zukunft als jugendliche Tagebuchschreiberin, deren Zeit noch endlos vor ihr liegt. Es folgt die beschleunigte Zeit des Erwachsenseins, wo alles auf einmal seine Zeit hat und Druck erzeugt (Berufswahlzeit, Partnerwahlzeit, Kinderkriegezeit), bis hin zu dem Zeitpunkt, an dem man sich fragen muss, was eigentlich bleibt, und warum man so oft für irgendwas keine Zeit hatte. Das berührt und macht nachdenklich. Hin und wieder wäre etwas weniger allerdings mehr gewesen. Die Überfülle an filmischen und literarischen Dokumenten, Ausschnitten aus Spielfilmen, Romanen und wissenschaftlichen Texten (nebst Exkursen zur Erdgeschichte) verwirrt, und einzelne Werke der AllroundKünstlerin vergeben ihre Wirkung. Vor allem die kleinen Geschichten sind aber so interessant, dass man Frau Pferdt bitten möchte: Schreiben Sie unbedingt ein Buch, wenn sie vielleicht irgendwann einmal Zeit haben.
Antje Kosubek | www. meinesuedstadt.de | 12. Juni 2013
Wie viel Zeit habt Ihr?
Physikalisch gesehen ist Zeit das, was unsere Uhren messen. Die Dinge kommen und gehen. Doch was ist Zeit? Nur eine physikalische Gesetzmäßigkeit? Kaum etwas bestimmt unser Leben mehr, als die Zeit. Bei Kindern ziemlich unbeliebt: es wird Zeit, jetzt schlafen zu gehen. Jedoch kommt dieser Satz in unserem Leben viel öfter vor: Es wird Zeit, in die Schule zu gehen; es wird Zeit, eine Ausbildung zu machen; es wird Zeit, arbeiten zu gehen…..! Doch was ist unsere ganz persönliche, eigene Zeit? Darum dreht sich der Zeiger im Theaterstück play.
Eine junge Frau betritt die Bühne. Was hat uns die dunkelhaarige, schlanke Frau im schlichtenweißen Hosenanzug zu sagen? Darstellerin Sula Pferdt stellt direkt zu Beginn eine entscheidende Frage: Klaut sie uns jetzt Zeit? Oder wir ihr? Die junge und ausdrucksstarke Schauspielerin hat nach ihrem Studium an der Staatlichen Akademie der Bildenden Künste Stuttgart ein weiteres Studium an der Filmakademie Baden Württemberg absolviert und arbeitet mit mehreren visuellen Ebenen. Video, Musik, Tanz, Choreografie und Schauspiel werden miteinander verflochten und jeder Zuschauer kann seine ganz individuellen Assoziationen, Gedanken und Gefühle entwickeln. Die Montagetechnik lässt die Bilder vom inneren Auge der Darstellerin zu unseren eigenen Bildern werden.
Auf provokante Art hält sie uns den Spiegel vor. Ob Darstellerin Sula Pferdt dabei gemütlich Seifenblasen in die Luft pustet oder in der Nase bohrt. Was passiert, wenn man stirbt? Zerplatzt dann die eigene Zeit wie eine Seifenblase? Oder kann ich wieder von vorn anfangen? Wann ist es zu spät? Welche Zeit nehmen wir wahr? Ist die „objektive“ Zeit überhaupt ohne die Wahrnehmung der „subjektiven“ Zeit erfahrbar? Sula Pferdt erzeugt Stimmungen und nimmt den Zuschauer mit, um in verschiedene Perspektiven einzutauchen. Während sie mit einer Muschel telefoniert denn das Meer ruft an antwortet sie: „Ich habe gerade keine Zeit“! Wie oft haben wir diesen Satz schon gesagt oder ,verpasste Momente‘ erlebt, weil keine Zeit da war‘.
Es türmen sich viele Fragen auf: Wie viel Zeit hat man? Wer bestimmt das? Kann man die Zeit anhalten? 2008 wurde Sula Pferdt für ihre Darstellung in der Produktion rosige aussichten mit dem Kölner Theaterpreis ausgezeichnet, mit dem theater monteure arbeitet sie seit 13 Jahren zusammen. „Warum ist manchmal zu viel Zeit da und dann wieder zu wenig?“ fragt sie, während sie an der Videoleinwand über den weißen Boden entlang schreitet und verzweifelt stehenbleibt, um im nächsten Moment strahlend festzustellen, wie viel Zeit doch noch bleibt.
Die zusätzlich zur Performance an die Wand projizierten Bilder geben der emotionalen Vorstellung noch mehr Ausdruck. Das theater monteure ist seit 1988 mit verschiedenen Eigenproduktionen für Kinder und Jugendliche auf Tournee. play ist eine zeitlose „OneWomanShow“, die Regisseur Joachim von der Heiden inszeniert hat. Das kurzweilige Theaterstück lässt mich positiv, aber auch nachdenklich zurück. Letztlich bin ich dankbar, denn mir wurde Zeit geschenkt, um über die Zeit nachzudenken. Eine Frage bleibt ganz gleich ob ganz reell oder philosophisch: Wie viel Zeit habt Ihr?
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