DerDieDadas ist ein Stück über Dada, mit Dada und für Dada. Dada steht für eine anarchistische, lustvolle, infragestellende, satirische, lebendige, kraftvolle und sehr individuelle Kunstform und spielt so dem freien Geist der Kindheit, der Offenheit der Betrachtung und dem reinen, unverbildeten Blick zu.
Werfen wir alle Bedeutung, allen logischen Sinnzusammenhang über Bord, nehmen wir einzelne Bestandteile der Welt der Dinge und Worte und fügen sie neu zusammen. Veränderung macht Spaß und neugierig auf das, was dadurch entstehen mag oder angestoßen wird. Materialien und Dinge verändern sich und ihre Bedeutung, wenn sie in neue Zusammenhänge gebracht oder anders miteinander kombiniert werden. Sie verändern sich im Auge des Betrachters. Sie verändern sich durch ihren Gebrauch. Und sie verändern sich ohne jedes aktive Zutun im Laufe der Zeit.
Und auch in DerDieDadas wird diese Veränderung zum theatralen Vergnügen. Das Publikum wird durch Spielwelten geführt, kann aber auch selber „spazieren“, stößt auf ungewöhnliche Klanginstallationen oder Bekanntes, das plötzlich wie ein Kunstwerk erscheint. Durch das belebende Spiel der Performer werden ganz neue Ideen freigesetzt. Dabei werden Spielinseln im Raum zu Orten der Begegnung und schaffen ein assoziationsreiches Theatererlebnis.
Wir laden damit unser Publikum ein zum selber Denken, um im Gesehenen und Erlebten eigene Geschichten zu entdecken, zu erfinden oder weiter zu treiben – spontan und frei von vorgegebenen Mustern.
Idee | Raum
Joachim von der Heiden
Tanz
Judith Nüßler
Musik
Thomas Marey
Spiel
Karoline von Lüdinghausen, Andrea Lucas,
Joachim von der Heiden
Premiere
08. November 2015
Bürgerhaus Stollwerck, Köln
Dauer
49 Minuten
PRESSESTIMMEN
Adrienne Freisfeld | kaenguru-online.de | 12. November 2015
DerDieDadas
Eine schlanke Tänzerin schiebt sich viele kleine Kartons in Form von Ziegelsteinen unter ihre Kleidung. Ein Mann stapelt Kartons auf seiner Hand zu einem großen Turm, bis dieser polternd zusammenbricht. Wasser wird von einer Waschschüssel in die andere gekippt, das Gesicht gewaschen und im Mund herumgegurgelt. Plötzlich zieht ein Künstler sein Hemd über den Kopf und kann nichts mehr sehen. Dafür rufen die Kinder lachend, dass sie seinen Bauch sehen können. Absurdes Theater? Nein, Dada.
Die theater monteure bringen in ihrem neuen Stück die Kunstform des Dada lebendig und spannend auf die Bühne. Im Dada werden gesellschaftliche, künstlerische und literarische Normen und Konventionen hinterfragt, aufgebrochen und immer wieder neu gestaltet. Dada steckt die Welt in einen großen Karton, schüttelt, wirft den Karton in die Luft und holt eine neue Welt wieder heraus.
Ein Gefühl von Freiheit
Es macht Spaß zu sehen, wie Kinder auf das Stück reagieren, sie sind sofort mittendrin im Geschehen. Staunend und lachend verfolgen sie gebannt, was um sie herum passiert. Als Erwachsener braucht man vielleicht etwas länger und muss vorher seinen Rucksack, vollgestopft mit Regeln, Vernunft und Angst, an der Garderobe abgeben, aber es lohnt sich und es fühlt sich so frei an, mit weniger Gepäck auf dem Rücken herumzulaufen.
Während des Stücks werden die Kinder und die Erwachsenen immer mehr zu Rebellen, zu richtigen Dada-Freiheitskämpfern, die mit großer Lust ein Kinderlied mitsingen, obwohl es ihnen zuvor ausdrücklich von den Schauspielern verboten wurde.
Durch die Mischung aus Schauspiel, Clownerie, Tanz, Gesang, den verschiedensten Klängen und visuellen Eindrücken erlebt der Zuschauer eine kreative Welt, die immer in Bewegung ist. Nach dem Theaterstück geht man nach draußen und weiß nun, dass alles um einen herum Verwandlung ist und dass unsere Gedanken und unser Ausdruck sehr viel schneller, wilder und freier sein könnten, als oft gedacht. Es braucht nur ein bisschen Mut – und Dada.
Thomas Linden | Kölnische Rundschau | 11. November 2015
Mit Freude an der Anarchie
„Veränderung macht Spaß“, behaupten die monteure, und das Publikum aus Kindern und Erwachsenen stimmte ihnen jetzt bei der Premiere von DerDieDadas im Bürgerhaus Stollwerck begeistert zu. Ein Stück, das kein Theater sein will und bei dem man nicht mitsingen darf. Solche Regeln provozieren natürlich das junge Publikum, das beherzt auf die Aktionen der fünf Theater-Monteure reagierte.
Das Zerbrechen von Sinn und Bedeutung, wie es der Dadaismus vorgab, wird mit Sprache, Musik und Tanz praktiziert. Das Publikum sitzt zwischen den drei Frauen und zwei Männern, die mit den Köpfen durch Papierwände stoßen, in Kartons kriechen, coole Rhythmen produzieren.
Mit Quadraten und Würfeln, Schuhen oder spitzen Hüten wird experimentiert, und doch ist das alles so kunstvoll inszeniert, dass kein Chaos entsteht. Den Kindern ist diese Demontage der Alltagswelt und ihrer Konventionen leicht zugänglich. Nach kurzem Staunen beginnen sie Freude an der fröhlichen Anarchie zu empfinden, die unter der Hand viele kunsthistorische Bezüge enthält. Und selbstverständlich ist das alles Theater – aber mit anderem Text, dezenten Tanzpassagen und der inspirierenden Musik von Thomas Marey.
Alida Pisu | meinesuedstadt.de | 10. November 2015
Auch wenn die Beauty Hörner hat
Schade, nicht mindestens vier Köpfe mit, sagen wir mal, zweiundvierzig Augen und fünfzehn Ohren zu haben. Sie passten hervorragend zum Geist dadaistischer Kunst und ließen sich prima nutzen, um all das simultan ablaufende Geschehen auf der Bühne und im Zuschauerraum zu verfolgen. Was heißt Zuschauerraum, alles ist Bühne bei DerDieDadas, der jüngsten Produktion des theater monteure, die im Bürgerhaus Stollwerck Premiere hatte. Und auch die Zuschauer, die auf Pappkartons vergnügt dem munter-sinnfreien Treiben zusehen, können jederzeit einen Part im Spiel übernehmen. So sie denn wollen. Was aber gar keine Frage ist, denn es ist unmöglich, nicht mitzumachen. Wenn es ums Trommeln geht, ums Singen, ums Staunen über den Verzicht auf Logik und den plötzlich geweiteten Blick auf das, was frei gesetzt wird, wenn wir „neu“ erfinden.
Oder auch neu komponieren. Zum Beispiel Worte wie Ochsenspatz, Giraffenigel, Kamelente, Tagtigall, Gänseschmalzblume… Wie die wohl aussehen mögen? Und darunter kann man sich ja auch noch etwas vorstellen, aber bei einem Lautgedicht, das Sprache aufbricht und Worte ihrer Bedeutung beraubt, zählen nur noch Klang und Rhythmus. Da versagen alle Denkmuster, alles Wissen hat ein Ende und das sprachlich Überlieferte wird hinterfragt. Auf eine erfrischend spielerische Weise.
Faszinierend zu sehen, wie die Akteure ihre einzelnen Szenen entwickeln. Da stellt eine Akteurin Köpfe von Kasperle-Theaterpuppen auf einen Karton. Der Karton wandelt sich zum Schachbrett, die Puppenköpfe zu Schachfiguren, mit denen sie Schach spielt. Dabei wird sie von den anderen Akteuren beobachtet, die sich Puppenköpfe aussuchen und mit ihnen durch den Raum gehen, sie den Zuschauern zeigen: „What a beauty.“ Auch wenn die Beauty Hörner hat und gar teuflisch aussieht, doch wer bestimmt denn, was Schönheit ist? Heidi Klum oder das Auge des Betrachters?
Herrlich auch die Akrobatin auf der Bühne, deren Requisit, ein schultütenartiger Karton, vom Megaphon in der Hand zum Hut auf dem Kopf avanciert und schließlich, während sie die Pose der Freiheitsstatue einnimmt, als Fackel ein Fanal setzt. Mit einfachstem Mittel aber größtem Können die Phantasie anzuregen, das ist Kunst!
Und die beherrscht das theater monteure. Allein an der Bühne (wie schon erwähnt: alles ist Bühne!), kann man sich nicht satt sehen. Auf der Bühne steht eine Art spanischer Wand, im Zuschauerbereich ebenso. Da bestaunt man Schattenspiele auf den mit transparentem Material bespannten Wänden, dahinter wird getrommelt, gleichzeitig läuft ein Mann wie blind mit einem Pappkarton herum. Da wird gesungen, getanzt, da wird der Hausmeister zum Doppelten Lottchen. Und klar, was passiert, wenn das Doppelte Lottchen ankündigt: „Wir singen euch jetzt etwas vor und ihr singt NICHT mit!“ Logisch, dass das Auditorium begeistert mit einstimmt in „Es tanzt ein Bi-Ba-Butzemann…“ Vielleicht das einzig Logische an dieser so sinnlichen und die Sinne anregenden Performance.
Nicht nur die Sinne, auch die Lust, selbst kreativ zu werden, Gewissheiten über den Haufen zu werfen und neue Sicht- und neue Verhaltensweisen zu wagen. Mit ganz viel Spaß an der Freud. Und an dem, was draus wird, wenn man es ausprobiert.
Bleibt noch zu anzumerken, dass die Inszenierung zu dem kühnen Ruf ermuntert: „Ich will ein Dadaist sein!“ Im Sinne des Dadaistischen Manifestes, 1918 von Richard Huelsenbeck verfasst. „Dadaist sein, heißt, sich von den Dingen werfen lassen, gegen jede Sedimentsbildung sein, ein Moment auf einem Stuhl gesessen, heißt, das Leben in Gefahr gebracht haben (Mr. Wengs zog schon den Revolver aus der Hosentasche). Ein Gewebe zerreißt sich unter der Hand, man sagt ja zu einem Leben, das durch Verneinung höher will. Ja-sagen, Nein-sagen: das gewaltige Hokuspokus des Daseins beschwingt die Nerven des echten Dadaisten – so liegt er, so jagt er, so radelt er – halb Pantagruel, halb Franziskus und lacht und lacht.“
Wer sich zum Dadaisten berufen fühlt oder einfach nur lachen, mit großen Augen über Unerwartetes, Ungesehenes und Ungehörtes staunen möchte, dem sei das dadaistische Schau-Spiel DerDieDadas wärmstens empfohlen. Das Publikum jedenfalls dankt dem Ensemble mit ebenso herzlichem wie begeistertem Applaus.
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